Der Güterbahnhof Neu Isenburg (Stadt)

Bis Anfang der 80er Jahre verfügt der Güterbahnhof noch über umfangreiche Anlagen auf dem etwa zweieinhalb Hektar großen Gelände im südlichen Stadtzentrum von Neu-Isenburg. Im Norden und Süden von der Carl-Ulrich- bzw. Schleussnerstraße begrenzt, enden die Gleise im Osten seit den 60er Jahren an der Frankfurter Straße während sie im Westen auf Höhe des Bahnübergangs Hugenottenallee in einer Gleisharfe zusammengeführt werden und in die Stichstrecke zum Isenburger Bahnhof münden. Zwar lassen sich heute aufgrund der Neugestaltung des gesamten Geländes die damaligen Begebenheiten nur teilweise erahnen, einer der zentralen Punkte, das zweigeschossige Verwaltungsgebäude mit dem anschließendem Güterschuppen, ist aber erhalten geblieben.

Güterabfertigung Neu Isenburg Stadt, ca. 1980

Foto: Stadtarchiv Neu-Isenburg

Die Güterabfertigung

Das schlicht gehaltene und mit seinem Giebel quer zur Carl-Ulrich-Straße platzierte Verwaltungsgebäude der Güterabfertigung ist in der für Neu-Isenburg typischen Bauweise mit gelben Klinker verblendet. Mehrere Friese aus rotem Sandstein unterstreichen außerdem die harmonischen Proportionen des quaderförmigen Gebäudes. Während sich im Erdgeschoss früher die Diensträume befanden, gab es im Obergeschoss eine Beamtenwohnung. Der Zutritt erfolgt durch die Eingangstür an der Kopfseite, seitliche davon gab es einen direkten Kellerzugang. Nach Aufgabe des Güterbahnhofs werden die Räume zwischenzeitlich von einer Versicherung, einem Weinhändler und zuletzt von einer Autovermietung genutzt. Die Fenster der ansonsten weitgehend schmucklos gehaltenen Fassade besitzen einen Rahmen aus Sandstein und schließen am oberen Ende mit einer Zierleiste aus rotem Klinker ab. Zur Straßenseite ist dazu noch zwischen dem Erd- und Obergeschoss der ursprüngliche Stationsname NEU-ISENBURG STADT angeschrieben.

Foto: Volker Rödel

Der Güterboden

An der Westseite befindet sich der mehrfach um- und ausgebaute Güterschuppen. Zur Eröffnung der Bahn besaß dieser eine Länge von etwas 20 Metern mit je zwei Toren zur Straßen- und Gleisseite. Dass dieser damit nicht ausreichend dimensioniert war um den rasch ansteigenden Platzbedarf für die einzulagernden Güter zu decken sollte sich bald zeigen und eine Erweiterung nötig machen. So wurde die Halle bis etwa 1920 erst auf etwas über 30, später dann nochmal auf knapp 50 Meter verlängert. Diese Umbauten lassen sich auch heute noch anhand der wechselnden Dachbalkenkonstruktion sowie der unterschiedlichen Anordnung der Stützsockel unter den auf beiden Seiten befindlichen Verladerampen nachvollziehen. Des Weiteren erhielt die Güterabfertigung schon früh eine Feuergutrampe und eine 40 Meter lange Zwischenladebühne inmitten der Gleise 101 und 102. Das zu beiden Seiten weit überstehende Dach ermöglichte ein wettergeschütztes Be- und Entlanden.

Zuletzt wurde das Gebäude an einen Investor verkauft, der den Güterschuppen für eine gastronomische Nutzung umbaute. Für diesen Zweck wurden unter anderem der Keller ausgebaut und die mittlerweile mit einer Bahnsteigüberdachung versehene Feuergutrampe sowie knapp 10 Meter der Lagerhalle abgebrochen. Letztere schließt nun mit einer Glasfront nach Westen ab. Außerdem wurden die holzverkleideten Seitenwände völlig neu gestaltet und mit Phantasietoren ausgestattet, so dass sich der ursprüngliche Zustand heute kaum noch erahnen lässt.

Kopf- und Seiterampe

Östlich der Güterabfertigung, an der Stelle des heutigen "Stadttor"-Bürohochhauses, befand sich eine beidseitig befahrbare, kombinierte Kopf- und Seitenrampe, sowie ein für 2t ausgelegter Verladekran. Während letzterer in den 60er/70er Jahren demontiert wurde, musste die Laderampe erst 1985 einer Neugestaltung und Verbreiterung der Kreuzung Frankfurter Straße / Carl-Ulrich-Straße weichen. Zuletzt ohnehin bereits mehr genutzt diente sie in den letzten Jahren nur noch als Ausstellungsfläche eines Autohauses.

Das Gleisfeld des Bahnhofs besteht 1983 aus einem DB-Teil mit den Gleisen 101 bis 105, sowie den beiden Übergabegleisen für den Anschluss der Bundesmonopolverwaltung am Südrand des Geländes. Die Funktion und Nummerierung der einzelnen Gleise ist - von Nord nach Süd - nachfolgend aufgeführt:

Gleis 105 - Abstellgleis mit Verlademöglichkeit auf Culemeyer Straßenroller

Gleis 104 - Freiladegleis mit 30t Gleiswaage

Gleis 101 - Güterschuppengleis mit Kopf- und Seitenrampe

Gleis 102 - Streckengleis mit Zwischenladebühne auf Höhe des Güterschuppens

Gleis 103 - Umfahrgleis mit Lademaß

Gleis 111 - Zustellgleis Anschluss BfB

Gleis 112 - Abholgleis Anschuss BfB

Schematische Gleisplan, Stand ca. 1983

 


Drucken